Grundsätzlich muss eine Keramik nicht glasiert werden, sie kann durch eine hohe Brenntemperatur auch ohne Glasur vollkommen wasserundurchlässig und frostfest sein. Aber so eine glasierte Oberfläche macht natürlich mächtig was her und es tut sich ein unglaubliches Experimentierfeld hier für Dich auf. Die Auswahl an Farben ist riesig, von matt über seidenmatt bis glänzend, von uni bis melliert oder gesprenkelt, von deckend bis durchscheinend, aber auch für verschiedene Brenntemperaturen geeignet. Du wirst als Anfänger wahrscheinlich erstmal mit der Fülle des Angebotes überfordert sein. Da es in meinem Töpferblog ja um's Töpfern lernen geht, bekommst Du hier eine Hilfestellung für Beginner.
Pulver- oder Flüssigglasur
Im Handel werden Glasuren als Pulver- oder Flüssigglasuren angeboten. Erstere mögen zwar günstiger sein, aber für Anfänger empfehle ich auf jeden Fall die flüssige Form. Trotzdem möchte ich weiter unten kurz auf die Pulverglasuren eingehen.
Flüssigglasur die 1. Wahl für Anfänger
Gebrauchsfertige Glasuren sind professionell hergestellt, werden auch in kleinen Gebinden verkauft und sind ideal für Hobbytöpfer. Die Farben sind optimal aufgearbeitet, um ein leichtes Arbeiten und beste Glasurergebnisse zu gewährleisten. Durch sehr langes Stehen können Glasuren mit der Zeit dickflüssiger werden, da gibt man einen kleinen Schluck Wasser hinzu und rührt die Masse mit einem Spachtel wieder auf. Selbst vollkommen eingetrocknete Glasuren lassen sich wieder verflüssigen. Hierzu das Ganze vor dem Rühren noch etwas anquellen lassen. Mit fertigen Flüssigglasuren kannst Du als Anfänger die besten Ergebniss erzielen und hast wenig Aufwand bei der Vorbereitung. Selbst ich, als gewerbliche Keramikherstellerin, verwende die fertigen Glasuren, weil das Arbeiten damit einfach angenehmer ist. Ich muss zugeben, ich scheue mich auch vor der Staubentwicklung die beim Anrühren der Pulverglasuren zwangsläufig entsteht.
Glasuren in Pulverform
Du musst das Glasurpulver mit soviel Wasser anrühren, dass eine flüssig-cremige Konsistenz entsteht. Langsam nach und nach das Wasser zugießen. Zum Umrühren eignet
sich ein alter Kochlöffel. Aber vorsicht, das Pulver staubt. Diesen Staub bitte nicht einatmen! Man sollte eine Feinstaubmaske beim Glasuranrühren tragen. Die flüssige Glasur etwas quellen lassen
und dann nochmals Wasser zugeben. Hier ist etwas Fingerspitzengefühl gefragt, denn die richtige Konsistenz ist sehr ausschlaggebend für ein gutes Glasurergebnis. Die Beschaffenheit der Glasur
sollte mit flüssiger Sahne oder Kondensmilch vergleichbar sein. Hast Du die richtige Konsistenz für Deine Glasur hinbekommen, musst Du sie noch durch ein sehr feines Sieb rühren, um zu
verhindern, dass sich noch Bröckchen in dem Gemenge befinden.
Aufbewahrung selbstangerührter Pulverglasuren
Die angerührte Glasur kannst Du in Schraubverschlußdosen oder Plastikeimern mit Deckel aufbewahren, es eignen sich aber auch Joghurt-Eimerchen. Vor jedem Glasieren musst Du die Glasurmasse kräftig durchrühren, denn die Masse setzt sich ab. Es kann schonmal etwas länger dauern mit dem Rühren. Du solltest auf jeden Fall so lange rühren, bis Wasser und Glasurmasse wieder vollkommen vermengt sind.
Fazit: Vor- und Nachteile
Flüssigglasur
+ Kleine Mengen erhältlich
+ Optimal aufgearbeitet
+ Keine Staubentwicklung
+ Im Einmalbrand verwendbar
- In größeren Mengen teurer
Pulverglasur
+ Ergibt größere Mengen
+ Kostengünstiger
- Staubentwicklung
- Braucht etwas Wissen und Übung
- Schrühbrand erforderlich
Arbeiten mit Flüssigglasuren
Dein Keramikobjekt muss richtig gut durchgetrocknet sein, bevor Du an's Glasieren gehst. Du kannst das durch Kratzen an der Unterseite oder da wo man es nicht sieht, feststellen. Rieselt Staub, ist das Werkstück staubtrocken, wie man das nennt. Fertigglasuren haben den großen Vorteil, dass man sie im Einmalbrand nutzen kann. Das bedeutet, Du kannst die Glasurfarbe direkt auf das trockene ungeschrühte Stück auftragen und musst nur einmal brennen. Im herkömmlichen Verfahren wird das trockene Keramikobjekt erst bei niederer Temperatur gebrannt (geschrüht), dann glasiert und nochmals bei hoher Temperatur, dem sogenannten Glasurbrannt, ein zweites Mal gebrannt. Laut Herstellerangaben sollte man die Flüssigglasuren zwar möglichst auf geschrühte Keramik auftragen, ich kann Euch aber versichern, dass ich durchweg gute Ergenisse mit dem Einmalbrand erzielt habe.
Dein Werk ist also staubtrocken und bereit glasiert zu werden. Wische es mit einem nur leicht feuchten Schwämmchen ab, um sicher zu gehen, dass kein Staub darauf ist. Dies könnte die Glasurergebnisse beeinträchtigen. Aber wirklich nur leicht feucht, der trockene Ton soll nicht wieder aufweichen.
Nun öffne die Dose Deiner Glasurfarbe und rühre sie kräftig durch, bis sich alles schön gleichmäßig verteilt hat und keine Klumpen mehr zu sehen sind. Die Konsistenz der Farbe sollte so sein, dass sie tröpfchenweiße vom Pinsel tropft, also nicht wie Wasser herunter rinnt. Ist sie zu dick, gib ein wenig Wasser dazu. Aber behutsam in kleinen Schritten, nicht zu viel Wasser. Nun streichst Du mit dem Pinsel zügig über den trockenen Ton. Dieser wird die Glasurfarbe rasch aufnehmen. Sie trocknet sehr schnell. Wiederhole das dreimal, aber immer erst dann, wenn der vorherige Anstrick trocken ist. Und ganz wichtig: Lass die Stellfläche unten frei oder wische sie später mit einem Schwamm sorgfältig ab. Die Glasur am Boden würde sich sonst mit der Ofenplatte untrennbar verbinden.
Nochmal zusammengefasst:
- Trockene oder geschrühte Keramik staubfrei wischen
- Glasurfarbe gut verrühren
- Drei Glasurschichten mit Zwischentrocknung mit dem Pinsel auftragen
- Die Standfläche frei lassen oder abwischen
Auswahlkriterien bei Glasuren
Es ist nicht damit getan, sich einfach eine Farbe auszusuchen. Zunächst ist zu klären bei welcher Temperatur Deine Keramik gebrannt wird. Es gibt drei grundlegende Temperatur-Bereiche die beim Keramikbrand Verwendung finden. Um die 1.060°C wird die sogenannte Steingut-Keramik gebrannt, nicht zu verwechseln mit der hochgebrannten Steinzeug-Keramik, deren Brenntemperatur bei 1.250°C liegt und die als absolut frostsicher gilt. Dazwischen gibt es noch einen Brennbereich, der um die 1.150°C liegt. Für jeden dieser Brennbereiche gibt es passende Glasuren. Und daran sollte man sich auch halten, um unschönen Überraschungen vorzubeugen.
Da ich frostsichere Gartenkeramik in meinem Shop anbiete, brenne ich ausschließlich im Steinzeug-Bereich, also der hohen Brenntemperatur bei 1.250°C. Nicht alle Hobby-Töpferöfen schaffen diese Brenntemperatur, das sollte also auch noch vorher abgeklärt sein. Ich konzentriere mich bei den nachfolgend aufgeführten Farben, aber auf solche die ich selbst ausprobiert habe, d.h. im hohen Brennbereich.
Glänzend oder matt?
Jetzt stellt sich die Frage, soll die Glasuroberfläche matt sein, seidenmatt oder vielleicht lieber hochglänzend? Das ist reine Geschmacksache. Ein anderes Merkmal ist aber wichtig: Deckend oder durchscheinend? Da kommt es drauf an, was Ihr glasieren wollt. Ein reliefartiger Untergrund wird mit einer durchscheinenden Glasur viel interessanter aussehen als wenn die Farbe einheitlich deckend ist. Hier dürft Ihr dann gerne auch experimentieren, darin liegt der Reiz.
Durchscheinende Steinzeugglasuren
Ich suchte schon lange nach schönen Wasserblau-Farbtönen. Die Firma Botz hat mir dann eine Auswahl zusammengestellt, die ich gerne getestet habe und Euch hier
vorstellen möchte. Meine Favoriten sind die durchscheinenden Farben aus der Serie BOTZ Pro. Gerade der Charakter des Durchscheinens vermittelt eine Leichtigkeit der Farbe und wirkt äußerst
ansprechend als Meeresfarbe. Kanten von erhabenen Stellen bleiben heller, was einen hübschen Effekt ergibt.
Die abgebildeten Glasurfarben sind online bestellbar
WERBUNG *Amazon-Partnerlinks
*BOTZ Aquamarin (durchscheinend)
*BOTZ Seladongrün (durchscheinend)
Deckende Steinzeugglasuren
Diese Farben haben eine gleichmäßig einheitliche Oberfläche. Es kommt dann jeweils auf das Objekt an, das man glasieren will. Beide Varianten, durchscheinend oder
deckend, haben jeweils ihren ganz eigenen Reiz.
*BOTZ Türkisgranit (deckend matt)
DVD und Buch-Empfehlungen
Wer sich ausgiebig mit dem Thema Glasuren beschäftigen möchte, dem können diese Bücher bzw. die DVD der Firma BOTZ hilfreich sein. Die DVD gibt neben einer allgemeinen Einführung in das Arbeiten mit Flüssigglasuren, Tipps und Tricks sowie Infos über Glasurtechniken und die verschiedenen BOTZ-Glasuren.
Die Handbücher befassen sich neben grundlegenden Kenntnissen, auch mit Aspekten der Umweltverträglichkeit, aber insbesondere mit der Herstellung eigener Glasuren mittels entsprechenden neuen bzw. altbewährten Rezepturen
.
Das Glasurthema ist sehr umfassend, weshalb ich noch weitere Blogbeiträge dazu schreiben werden. Hier habe ich Euch aber schonmal die wichtigsten Punkte bei der Wahl der Glasur an die Hand gegeben. Ich hoffe ich konnte es verständlich rüberbringen.